Schlüsselübergabe im Logistikstützpunkt Bayern – Bilanz des THW München-Land

Nach erfolgreichem Aufbau und Betrieb beendet das THW München-Land seinen mehrmonatigen Einsatz im bayerischen Logistikstützpunkt zur Bekämpfung der Corona-Pandemie und zieht Bilanz.

Seit Anfang März sind die ehrenamtlichen Einsatzkräfte des THW täglich im Einsatz zur Bekämpfung und Eindämmung der Corona-Pandemie. Die deutschlandweit einheitlichen Ausbildung und standardisierte Ausstattung der THW-Ortsverbände ist Grundlage für die ortsverbandsübergreifende Zusammenarbeit des THW als ein wichtiger Partner im behördenspezifischen Pandemieplan. Die wichtigste Einsatzoption des THW in Bayern stellt die Logistik dar. Der THW-Ortsverband München-Land zeichnete sich dabei für die Leitung und den Betrieb des zentralen Bayerischen Logistikstützpunktes für das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) verantwortlich.

Der Einsatz im bayerischen Zentrallager war für das THW München-Land ein Einsatz der Superlative. Er dauerte rund 11 Wochen. An den 74 zusammenhängenden Einsatztagen haben 55 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer des Ortsverbandes eine Gesamtleistung von über 11.500 Stunden erbracht.

Aufgaben im Logistikstützpunkt

Die Aufgaben rund um Einsatz und Betrieb des bayerischen Zentrallagers waren vielschichtig. Das THW München-Land zeichnete sich für die Leitung des Logistikstützpunktes aus. Dem Einsatzleiter unterstellt war auf der einen Seite die vom THW-Ortsverband München-Mitte betriebene Führungsstelle, die quasi die Verbindung zur Außenwelt darstellte, Warenbestellungen in Empfang nahm und die eingelagerten Waren mit Hilfe einer Software verwaltete. Auf der anderen Seite wurde der Einsatzleiter von einem „Lagerleiter“ des THW München-Land unterstützt, der quasi das Innenleben im Zentrallager verantwortete. Das Innenleben betrifft alle Schritte von der Anlieferung der Waren bis hin zu deren Versand. Einsatzleiter, Führungsstelle und Lagerleitung zusammen ermöglichten eine erfolgreiche Bewirtschaftung des Lagers.

Im Detail unterstanden der Lagerleitung im Rahmen der Anlieferung von Waren die Schritte: Entladen, sortenreines Sortieren, Überprüfen der Waren und Zählen auf Vollständigkeit. Zwischengeschaltet waren dann das Erfassen der Waren im Lagerverwaltungsprogramm und der Ausdruck und die Übergabe von Etiketten für jeden der Warenkartons durch das THW München-Mitte an das THW München-Land. Es folgte das Etikettieren der Kartons und das Zuweisen eines Lagerplatzes in einer der 15 Hallen. Sobald diese Schritte abgearbeitet waren, erfolgte eine Prüfung der Qualität der Waren durch das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Nur Waren, für die eine Freigabe durch das LGL vorlag, konnten vom THW kommissioniert werden. Kommissionieren bezeichnet das Zusammenstellen von Waren entsprechend einer von der Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) vorgegeben Verteilung. Empfänger der Waren sind die 96 Kreisverwaltungsbehörden in Bayern, sowie die Polizei, Unikliniken, Ankerzentren und der Rettungsdienst. Die Bestellungen wurden von bis zu 50 ehrenamtlichen Einsatzkräften in kleinen Teams aufgrund von detaillierten Angaben zur gewünschten Ware (z. B. Handschuhe aus Nitril, Größe M) und ihrem Lagerplatz (z. B. A10 für Halle A, Lagerplatz 10) auf Paletten zusammengestellt. Es folgte die Qualitätskontrolle, wo eine weitere ehrenamtliche Einsatzkraft prüfte, ob die zusammengestellten Waren dem Bestellschein entsprachen. Wenn alles in Ordnung war, wurde ein Aufkleber mit Abholnummer auf jede Palette geklebt. Den Abschluss des Kommissionierens markierte das Folieren. Dabei wurde jede Palette von unten bis oben in eine feste durchsichtige Folie gewickelt, damit die Ware auf dem weiteren Transportweg nicht verrutscht und unversehrt beim Bedarfsträger ankommt. Die in Folien eingewickelten Paletten wurden schließlich von Gabelstaplerfahrern abgeholt und in die Kommissionierhalle gebracht. Für einen Bedarfsträger wurden so pro Bestellung 1 bis 120 Paletten mit Hygienematerialien zusammengestellt. An einem einzigen Kommissionierungstag wurden für alle Bedarfsträger zusammen insgesamt zwischen 350 und 1.400 Paletten pro Tag kommissioniert. Spätestens am nächsten Tag erfolgte die Abholung der zusammengestellten Hygienematerialien vom lokalen THW-Ortsverband eines Bedarfsträgers und wurde mit über 900 THW-Fahrzeugen an seinen Bestimmungsort in ganz Bayern gebracht. Die logistischen Zahlen sind beeindruckend. In den 11 Wochen Lagerbetrieb wurden über 16.000 Paletten mit mehr als 800 LKWs angeliefert. Das Lager war 7 Tage in der Woche geöffnet. An manchen Tagen mussten bis zu 38 Lastwagen abgeladen werden. Neben FFP-Masken, Kitteln und Handschuhe wurden über 170 Millionen Stück Mundschutz. Zur Bewältigung der genannten Aufgaben gab es für die THW-Einsatzkräfte 11 Hubwagen, 9 Gabelstapler von 1,6-8 t und 4 Kommissioniergeräte in dem Lager.

Hochrangige Besucher aus Politik und Wirtschaft im Logistikstützpunkt

Aufgrund seiner Bedeutung im Kampf gegen das Corona-Virus wurde der Logistikstützpunkt Bayern von Beginn an von zahlreichen hochrangigen Persönlichkeiten besucht. Darunter befanden sich unter anderem die bayerische Politiker Ministerpräsident Dr. Markus Söder, der stellvertretende Ministerpräsident und Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie Hubert Aiwanger, der Leiter der Staatskanzlei Staatsminister Dr. Florian Herrmann, der Staatsminister des Inneren, für Sport und Integration Joachim Herrmann und die Staatsministerin für Gesundheit und Pflege Melanie Huml, der Bundestagsabgeordnete des Landkreises Florian Hahn sowie Landrat Christoph Göbel. Extra aus Bonn angereist war der Präsident der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk Gerd Friedsam.

Lob für das Engagement und die hohe Motivation der ehrenamtlichen Einsatzkräfte

Die enorme Leistung der ehrenamtlichen Einsatzkräfte des THW München-Land kommentierte eine Führungskraft des Ortsverbandes erst kürzlich: „Ich bin stolz auf die Kameradinnen und Kameraden aus unserem Ortsverband, dass auch nach über zwei Monaten Dauereinsatz die Motivation und Einsatzbereitschaft noch unverändert hoch ist und wir täglich mit bis zu 15 Helferinnen und Helfern im Einsatz sind. Hier zeigt sich der exzellente Teamgeist bei München-Land.“

Zur Bewältigung der enormen Warenmengen, die täglich über das Lager umverteilt werden, konnte der Ortsverband München-Land zur Erhöhung der Manpower auf die Unterstützung befreundeter THW-Ortsverbände zurückgreifen. Die kamen vor allem aus dem THW-Regionalstellenbereich München. Manchmal arbeiteten die Ehrenamtlichen bis in die Morgenstunden, bis sämtliche Aufgaben eines Tages vollständig abgearbeitet waren. Das erfordert neben Fachwissen und Disziplin vor allem ein hohes Maß an Motivation von den Ehrenamtlichen. Seitens des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) honorierte der Leiter des Pandemielagers vor Ort, die Arbeit der Ehrenamtlichen durch die Anschaffung einer Kaffee- und einer Eismaschine sowie reichlich frischem Obst. Für Begeisterung unter den Ehrenamtlichen sorgte auch die von Einsatzleiter Frank zur Bewältigung der langen Wege im Zentrallager besorgten 12 E-Scooter, die dem THW von der Firma JUMP kostenlos zur Verfügung gestellt wurden.

Andreas Frank, der bis Sonntag als Einsatzleiter im Logistikstützpunkt Bayern aktiv war und das Zentrallager von der ersten Stunde mit aufgebaut hatte, lobte auch das Engagement aller anderen Beteiligten: „Ich bin stolz darauf, was wir hier im Logistikstützpunkt gemeinsam erreicht haben. Ich bedanke mich bei allen ehrenamtlichen Einsatzkräften für ihr Engagement und ihre Unterstützung. Ohne euch wäre das nicht möglich gewesen. Mein Dank gilt an dieser Stelle auch den Hauptamtlichen des THW, dem LGL als unserem Auftraggeber und allen anderen Behörden für die gute Zusammenarbeit.“

Der Landesbeauftragte des THW-Landesbands Bayern, Dr. Fritz-Helge Voß, ließ es sich nicht nehmen, am letzten Tag der Warenkommissionierung unter Leitung des THW München-Land die ehrenamtlichen Einsatzkräfte des THW zu besuchen. In Hinblick auf zukünftige Einsätze zeigte sich Voß offen für die von den Ehrenamtlichen identifizierten Verbesserungsmöglichkeiten. Im Rahmen des abendlichen Abtretens lobte er das gezeigte Engagement der Ehrenamtlichen. Darüber hinaus informierte er über den aktuellen Stand weiterer Einsatzmöglichkeiten. Anschließend stand Voß den Ehrenamtlichen für ihre Fragen zur Verfügung.

Ausblick

Das THW München-Land hat den Schlüssel zur Leitung des Logistikstützpunktes Bayern zwar am 31.05.2020 an ein kommerzielles Unternehmen abgegeben. Dennoch ist nicht auszuschließen, dass die Ehrenamtlichen auch weiterhin bei gelegentlichen Spitzen zur Übernahme bestimmter Aufgaben im Zentrallager alarmiert werden.

Pressemeldungen des THW-Landesverbandes Bayern zum Logistikstützpunkt:

https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/102101/4595349 (vom 12.05.2020, Referenz und weiterführende Informationen)

https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/102101/4610994 (vom 01.06.2020, weiterführende Informationen)


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